BESV verliert in der Gruabn
- ESV Ottakring
- 15. Okt. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Nebel, Nieselregen, 10 Grad, himmelblaue Dressen - haben sich die 4 Zuseher an diesem Samstagnachmittag etwa nach Manchester verirrt? Sie reiben sich kurz die Augen und erkennen dann zu ihrer Zufriedenheit aber nicht Haaland, de Bruyne und Foden, sondern Kizilirmak, Aldirmaz und Ekinci, für die sie auch in die „Gruabn“ des 20. Wiener Gemeinebezirks angereist sind. Sie freuen sich auf das Schmankerl der Zweitvertretungen des ESV Ottakring und des FC Brigittenau und nehmen ihr Bier wieder auf.
Das hätte wohl auch Vereinslegende Walter Davit gerne gemacht, Profi wie er aber ist gibt es 2 Stunden vor Anpfiff keines mehr, er nimmt vorerst auf der Bank Platz um seine Jokerfähigkeiten im späteren Verlauf der Partie auszuspielen. Auf dem Platz stehen Soltau im Tor, Goetzloff und Nagl auf den Außenverteidigerpositionen, Wallenko soll mit seiner Geschwindigkeit die Zerrung von IV Nachbar Ottobrini wettmachen. Görgl und Kessler sollen für Bälle nach vorne sorgen, hier steht das eingespielte Duo JJ und Horstkotte, auf den Außen stürmen Ilic und Legionär Inmann, der bereits bei Anpfiff im Abseits steht.
Als Absteiger aus der höheren Liga wurde Brigittenau eigentlich als drückend erwartet, die ersten Minuten belehrten Spieler und Publikum aber eines Besseren. Der BESV kombinierte stark und setzte sich teilweise am gegnerischen 16er fest, lediglich am letzten Pass oder dem Abschluss fehlte es. Wie so oft offenbarte der BESV aber auch diesmal Schwächen bei gegnerischen Kontern. Nicht umsonst lautet das Sprichwort „hoch und weit bringt dem BESV Unsicherheit“. So auch diesmal, Ottobrinis Zerrung lässt seinen Lauf zurück erinnern wie den auf die Toilette nach einer Lebensmittelvergiftung von halbrohen kroatischen Cevapcici (Anm.: dieser Vergleich ist frei erfunden und dem Autor NICHT passiert). Wallenko versucht es auszubessern und grätscht im vollen Sprint die scharfe Hereingabe von der Seite gekonnt ins eigene Kreuzeck - 0:1. Wäre es auf der anderen Seite passiert, man hätte ihm applaudiert. Gewillt, diesen Fauxpas wieder gutzumachen, sieht Wallenko wenig später den Ausflug von Görgl in die Spitze. Wie aus dem Lehrbuch für moderne Weltklasse Innenverteidiger schlägt er den Ball über knapp 50 Meter in den Lauf über sämtliche gegnerische Feldspieler hinweg. Görgl sah das Tor, den Sieg, den Aufstieg, ja die Champions League schon vor sich - dabei vergaß er leider auf die Annahme der Flanke, die Chance zum Ausgleich war verpufft. Die restliche erste Halbzeit verlief wie ihr Start - der BESV drückte, Brigittenau konterte, Halbzeitstand 0:3.
Die Ottakringer merkten aber, dass dieses Spiel noch nicht vorbei war. Eine Aufholjagd wie beim Champions League Finale Liverpool gegen Milan soll her. Möglich machen sollen das auch die Einwechslungen von Mair und Wurm statt KM Trainer Wallenko und JJ, Ilic rückte in die Spitze. Das machte sich schon bald bezahlt. Nachdem sich der BESV wieder rund um den Brigittenauer Strafraum versammelt hatte, trafen sich die Blicke von Görgl am Ball und Ilic am 5er. Eine butterweiche Flanke und eine Direktannahme später stand es 1:3. Die Hereinnahme von Wurm gab zusätzlich Sicherheit im Mittelfeld und eine weitere Waffe. Die Scoutingabteilung von Brigittenau dürfte nicht die Qualität die der Ottakrings haben, Wurm wird knapp vor dem Strafraum zu viel Platz gegeben, er nimmt sich ein Herz und hämmert den Ball aus 20 Metern via Latte ins Tor - 2:3, der Anschlusstreffer!
Die letzten 15 Minuten stehen im Zeichen vollen Angriffs, was natürlich für Brigittenau Räume eröffnet. Ein wildes hin und her, ein Tor der Brigittenauer wird wegen „Abseits“ nicht gegeben. Somit bleibt es beim 2:3 aus BESV Sicht, trotz spielerisch besserer ersten Hälfte macht man erst im 2. Durchgang die Tore. Es reicht nicht für einen Punkt, abgesehen von den ärgerlichen Kontern aber eine starke spielerische Leistung im Kollektiv.
Tore: Ilic (nicht wie laut Spielbericht Görgl), Wurm
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